Bremse
Umrüstmöglichkeiten der Corrado Bremsanlage
Allgemeines
Eine maximale Bremsverzögerung würde im optimalen Fall erreicht, wenn die Räder bis kurz vor die Blockiergrenze abgebremst werden. Ist das ABS optimal auf die Bremsanlage eingestellt regelt es bei einer Vollbremsung jedes Rad so, das es gerade so nicht blockiert. Leider ist das technisch nicht ganz einfach, erst wird die volle Bremsleistung auf das Rad gegeben und zum Blockieren gebracht - je schneller desto besser. Danach wird die Bremse wieder gelöst und der Vorgang wiederholt sich aufs Neue.
Gute Bremsen bringen das Rad schneller zum blockieren und machen auch schneller wieder auf, weniger leistungsfähige Bremsen brauchen länger bis das Rad blockiert.
Das bedeutet, die kinetische Energie der Bewegung muss in Wärme umgewandelt werden, und die muss auch abgeführt werden.
Die Bremsanlage eines Autos mit einem Fahrzeuggewicht von z.B. 1800 kg hat logischerweise mehr Bremsenergie in Wärme umzuwandeln als ein Auto mit 1200 kg und hat deshalb meistens auch größere und dickere innenbelüftete Bremsscheiben, sowie größere Bremsbeläge.
Weitere Faktoren sind die Bodenbeschaffenheit, der Reibwiderstand der Reifen (Reifenbreite, Gummimischung, Profil,..)
D.h. ist die Bremsanlage leistungsfähig genug das jeweilige Fahrzeuggewicht abzubremsen, so ist hauptsächlich der Reibwert zwischen Straße und Reifen entscheidend. Da wir keinen Einfluss auf den Reibwert der Straße haben, ist also hauptsächlich der Reibwert der Breitreifen das entscheidende Kriterium.
Die Bremsanlagen sind normalerweise jeweils für die Motorisierung eines Automodell aus Kostengründen optimiert. Ein Kleinwagen braucht keine Bremse wie ein 300 PS-Sportwagen.
Die Corrado - Dreikreis-Bremsanlage mit ABS, Scheibenbremse innenbelüftet vorne und Scheibenbremsen hinten sowie lastabhängigen Bremskraftregler.
Die Corradobremse ist besser als ihr Ruf. Da man bei der Corradobremse noch richtig kräftig Druck auf das Pedal ausüben muss, vermittelt dies den Eindruck, dass diese Bremse viel schlechter wäre als die von neueren Autos. In der Tat habe ich beim Wechsel von einem neuen Passat auf den Corrado auch immer erst den Eindruck, dass die Bremse zu schwach sei. Dies liegt aber hauptsächlich an der im Vergleich geringeren Unterstützung des Bremskraftverstärkers.
Ganz klar, auch die Technik der Bremsen ist nicht stehen geblieben und die heutigen Bremsen von Sportcoupes sind besser als die von 1992. Meine Erfahrungen bei Sicherheitstrainings sind aber, dass die neuen Autos der 2001 bis 2004 Baujahre keine deutlich kürzeren Bremswege hatten. Die Länge des Bremsweges wurde hauptsächlich von der Reaktionszeit des Fahrers und der Reifen bestimmt. Bei einer Vollbremsung setzt normalerweise das ABS ein um ein blockieren der Räder zu verhindern. Wenn der Druck so hoch ist, dass das Rad blockiert beziehungsweise das ABS regelt, nützt es nichts mehr eine "noch bessere Bremse" zu haben. Bei meinem 94er VR6 mit Serienbereifung 205/50 vergeht bei einer Vollbremsung aus 200 km/h weniger als eine Sekunde bis das ABS die Regelung übernimmt.
Eine "bessere Bremse" müsste einen deutlich kürzere Regelung haben, d.h. die Zeit zwischen Blockieren - Freigeben - Blockieren - Freigeben.... müsste kürzer sein. Dies sollte in der Tat eine Verbesserung bewirken. Dazu bräuchte der Corrado dann aber auch eine andere Elektronik.
Der Corrado ist im Vergleich zu den heutigen Autos relativ leicht. Auch ein Grund warum die Bremse normalerweise ausreicht. Jedenfalls wenn der Wagen nicht mit 300 kg beladen ist. Klar spielen auch noch andere Einflussgrößen wie Reifenmodell, Größe/Breite der Reifen, ABS usw. eine Rolle.
Deshalb gibt es doch auch logische Gründe die Corrado-Bremse gegen eine leistungsfähigere Bremse auszutauschen:
- es wird öfters mit voller Zuladung gefahren
- man möchte mit weniger Pedaldruck bremsen
- Motorsport
- deutlich breitere Reifen als die Serie
Im letzteren Fall wird die Aufrüstung auf eine neuere Bremse mit größeren Scheiben wahrscheinlich auch zu einer besseren Verzögerung führen. Der breitere Reifen kann eben mehr negative Beschleunigung wie schmalerer Pneus übertragen. Um die Corrado-Bremse komplett auf den heutigen Stand zu bringen müsste aber auch das ABS mit der Steuerelektronik ausgetauscht werden, weil die neuen ABS-Systeme kürzere Regelzeiten aufweisen. Der Aufwand ist aber nur etwas für absolute Freaks mit entsprechendem Wissen und Kleingeld.
Nachfolgend einige Möglichkeiten die Corradobremse zu tunen.
Bitte bei diesem lebenswichtigen Bauteil keine Experimente und immer mit TÜV-Abnahme.
Serie: Vordere Scheibenbremse 94er VR6 280 x 22 mm (5Loch) |
|
Die Audi S2 - Bremse Diese passt auch auf den Corrado (5-Loch). Berichte und Diskussionen im Corrado-Forum |
|
Brembo- Bremse im Corrado
Vom selben Fahrzeug die passenden Träger und etwas längere Schrauben wegen der Distanzscheiben (alternativ den Halter ein wenig einsenken),
Nicht für 15 Zoll-Räder passend. |
|
Teilebezeichnungen/Nummern:
Alternativ: (hier kann der alte Bremsschlauch weiter verwendet werden)
Kosten:
|
Golf III VR6 - Bremse im Corrado Diese Umrüstung hat Jörg bei seinem Corrado VR6 mit Absegnung des TÜV durchgeführt. Bei dieser Kombination können sogar weiterhin 15 Zoll Felgen gefahren werden. Es passt alles perfekt und ohne Adapter oder sonstigen Änderungen. Bremsscheibenmaß:
Kolbendurchmesser:
Überholen funktioniert kurzgesagt folgendermaßen:
Gesamtkosten sind dann unter 200,- €! Umbauaufwand: der reine Einbau ist in 2 Stunden zu machen. |
Gelochte / geschlitzte Bremsscheiben:
Viel Corradofahrer berichten, dass die versprochenen Verbesserungen nicht spürbar sind, es jedoch ein Reihe von Nachteilen gibt:
- lange Einfahrzeit (bis zu 2000 km)
- laut durch die Rillen
- erhöhter Verschleiß der Bremsbeläge
Die meisten gelochten oder geschlitzten Scheiben sind nur Serienscheiben, die nachträglich bearbeitet wurden. Gute Scheiben, wie die z.B. von Porsche, schon mit den Löchern gegossen und nicht nachträglich gebohrt.
Im Corradoforum gibt es viele Informationen zu dem Thema. Einfach mal die Suchfunktion oder die SiteMap_VWCorrado benutzen.
Serienmäßige Bremsscheibengröße:
- VR6 280x 22 mm (5 Loch)
- G60 280 x 22 mm (4 Loch)
- 16V 256 x 20 mm (4 Loch)
- 2.0 256 x 20 mm (4 Loch)
Die hintere Scheibengröße beträgt einheitlich 226 x 10 mm
Ergebnis Bremsentest. Corrado VR6 ( Baujahr 1994) nach 27 Jahren mit serienmäßiger Bremsanlage bei einer TÜV Hauptuntersuchung:
Wichtig : Arbeiten an Bremsanlagen sollte nur von gewissenhaften Fachleuten(Fachwerkstatt) durchgeführt und die Änderung abgenommen werden.